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Therapie von Redeflussstörungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen

 

Worum geht es?

Ein Junge blässt eien Luftschlange

Stottern beschreibt kein einheitlich auftretendes Krankheitsbild, sondern ein Syndrom, das sich aus individuell sehr unterschiedlichen sprachlichen, motorischen und psychosozialen Faktoren zusammensetzt. Der Mensch mit einer Sprechunflüssigkeit ist immer nur Symptomträger, die Ursachen für eine Unflüssigkeit im Sprechablauf sind häufig in einem größeren Zusammenhang zu erforschen.

 

Physiologische Faktoren:

  • Reaktionszeit
  • Motorik
  • Sensorische Wahrnehmungsprozesse

Psychosoziale Faktoren:

  • Familieninteraktion ( wie agieren die Mitglieder der Familie untereinander?)
  • Intrapsychische Besonderheiten d. Kindes ( wie ist die psychische Situation des Kindes innerhalb und außerhalb der Familie?)
  • Persönlichkeits-, Einstellungs- und Verhaltensmerkmale der Eltern ( beispielsweise, welchen Stellenwert hat Sprache und insbesondere, welchen Stellenwert hat die Sprachäußerung des betroffenen Patienten innerhalb der Familie, wie wird sie wahrgenommen?)

Psycholinguistische Faktoren:

  • Sprach- und Sprechentwicklung
  • Semantik, Phonologie, Syntax, Prosodie, Pragmatik

Die Schlussfolgerung aus diesem Konglomerat an möglichen Ursachen für Sprechunflüssigkeiten kann daher nur die sein, dass jeder Patient sein ganz individuelles Set von Dispositionen, aufrechterhaltenen Faktoren und möglichen Ursachen für eine Sprechunflüssigkeit mitbringt.

 

Von Bedeutung ist hier die Abgrenzung manifestiertem Stotterns von physiologischem entwicklungsbedingtem Stottern. Im Rahmen der kindlichen Sprachentwicklung kommt es im Alter zwischen 2 und 5 Jahren häufiger zu Unflüssigkeiten der Rede, die auf die Unreife des gesamten Sprachsystems zurückzuführen sind. Das Erscheinungsbild bei dieser entwicklungsbedingten Unflüssigkeit ist gekennzeichnet dadurch, dass das Wort erhalten bleibt. Es kommt zu anstrengungsfreien Satzteil-, Wort- und gelegentlichen Silbenwiederholungen. Die wiederholten Einheiten sind somit relativ groß zu beschreiben . Es treten Pausen und kurze spannungsfreie Dehnungen , Interjektionen ( Pausen) auf , die der Planung des Sprechablaufes dienen. In der Regel dauert diese Art von Unflüssigkeit nicht länger als 6 Monate und ist nicht therapiebedürftig, wenn die o.g. Kriterien erfüllt sind. Wichtig anzumerken bleibt hier, dass Eltern häufig gerade in dieser Phase sehr besorgt sind. Vermeiden Sie es daher, das Kind zu langsamen oder ordentlichem Sprechen aufzufordern. Lassen Sie ihm Zeit auszusprechen bzw. „retten“ Sie die Situation für ihr Kind mit beispielsweise dem Einwand : „ weißt Du Moritz, im Moment verstehe ich nicht, was Du mir erzählen möchtest. Ist es in Ordnung für Dich, wenn wir es später noch einmal versuchen?“ Entscheidend ist es in dieser Phase den Aufbau eines Störungsbewußtseins für eigene Sprechakte beim Kind zu vermeiden. Nicht umsonst wird häufig von der Metapher: „Stottern entsteht in den Ohren der Eltern“ gesprochen. Dennoch sollte eine Vorstellung der Problematik beim Kinderarzt und Logopäden sichere Abklärung bringen. Stellen Sie als Eltern beruhigt die Fragen, auf die es Ihnen ankommt. Sie sind die Experten für Ihr Kind, in aller Regel ist die Intuition und Beobachtung der Bezugspersonen bezogen auf deren Kinder die Richtige und als solche sehr ernst zu nehmen. Also, haben Sie eine Sorge, gehen Sie dieser nach und holen Sie sich fachmännische Beratung und Aufklärung durch Ärzte und Therapeuten.

 

Zwei Kinder mit einem Schnur-Telefon

Entgegen dem entwicklungsbedingten „Stottern“ gekennzeichnet sich das manifeste Stottern durch Auffälligkeiten im Redefluss in Form von Anlautdehnungen, Wortteilwiederholungen, Blockierung von Lauten, Silben und Wörtern. Häufig kommen beim Stottern Füllwörter zum Einsatz , manchmal werden Laute und oder einzelne Wörter ersetzt oder weggelassen. Ist das Stottern chronifiziert zeigen sich oft auch nichtsprachige Symptome wie Mitbewegungen des Gesichtes, des Oberkörpers und eine damit einhergehende Veränderung der Atmung, der s.g. Sekundärproblematik. Sie ist es auch, die das Stottern an sich aufrechterhält. Daher geht es immer auch darum diese „Begleiterscheinungen“ von Sprechunflüssigkeiten zu identifizieren und gemeinsam mit dem Patienten zu analysieren, um sie letztlich abzubauen, sofern sie der Kommunikation hinderlich sind. Stotternden Patienten fehlt es häufig an Blickkontakt während der eigenen Sprechakte zum Gesprächsgegenüber. Sie zeigen häufig ein hohes Störungsbewußtsein in Sprechsituationen. Kommunikation ist häufig sehr negativ belegt, mit Sprechängsten und Minderwertigkeitsgefühlen belastet. Die Umwelt reagiert in der Regel ungeduldig auf das Stottern ihres Gegenübers, Bezugspersonen äußern immer wieder Besorgnis im Beisein des Betroffenen und erhöhen häufig unbewusst so den Leidensdruck des Stotterers und dessen Stotterproblematik. Stottertherapie bezieht sich daher häufig auch auf das gesamte Familiensystem und nicht nur auf den Symptomträger.

 

Allgemeine Therapieziele in meiner Praxis können sein:

  • allgemeine Förderung des Ausdrucks und der Sprechfreude
  • ggf. Förderung des Selbstvertrauens des Kindes, Jugendlichen oder Erwachsenen
  • evtl. Therapie der zugleich bestehenden Syntax- oder Semantikstörungen
  • Elternberatung und ggf. –training zu Interaktion und kommunikationsförderndem Verhalten, Gruppentherapie
  • Direktes Ansprechen des Themas Stottern - Arbeit an der Akzeptanz des Stottern

Individuell Ausgewählte Therapiekonzepte meiner Praxis:

  • Spieltherapie nach Nitza Katz-Bernstein ( 1990 )
  • Fluency Shaping z.Bsp. Lidcombe Programm , Onslow 1996
  • Stuttering Modification nach v. Riper (1973) und Dell( 1979 ), Antwerpener Modell
  • KIDS Sandrieser und Schneider (2001)